Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen. Darin liegt der Kern dessen, was wir zu sagen haben. Primo Levi


Dieses Zitat empfängt Besucher im Ort der Information am Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin. Ohne Ausschmückungen, direkt und objektiv wird man in vier Räumen mit der Situation der Juden in Zeiten des Nationalsozialismus konfrontiert. Eine ruhige und ernste Atmosphäre regt dort, mitten im Zentrum der belebten Landeshauptstadt, zum Nachdenken über eines der menschenverachtendsten Kapitel der deutschen Geschichte an. Doch auch das Jüdische Museum und das Anne-Frank-Zentrum wissen über die Geschichte aller Juden bzw. das Schicksal einer einzelnen jüdischen Familie zu berichten.
Dass Berlin aber nicht nur im Hinblick auf den Zweiten Weltkrieg entscheidender Handlungsort deutscher Geschichte war, konnten wir, 15 Schülerinnen und Schüler im Rahmen des Projektseminars „Berlinfahrt“ im Leitfach Geschichte auf unserer Reise vom 25.10. bis 1.11.2017 erfahren.
Anhand einer Führung durch die Berliner Unterwelten wurde deutlich, wie bedrohlich die Lage im Kalten Krieg war, sodass bereits Atomschutzbunker für den Ernstfall gebaut wurden. Tatsächlichen Schutz hätten diese allerdings nicht geboten, da die Sprengkraft der Bomben zu groß und die Plätze für eine Millionenstadt wie Berlin zu gering gewesen wären. Auch Spionage spielte in dieser Zeit eine wichtige Rolle. Gerade das geteilte Berlin repräsentierte dafür inmitten der verfeindeten Besatzungsgebiete einen idealen Standort, wie eine Schwerpunktführung durch die Ausstellung des Spionagemuseums an der Stelle des ehemaligen Todesstreifens an der Berliner Mauer veranschaulichte.
Allgegenwärtiges Thema ist außerdem die Teilung der Stadt. Die erste Station unserer Reise stellte daher der Mauerpark an der Bernauer Straße dar, der Ort, an dem vor 28 Jahren noch die Mauer mit Grenzsoldaten und Stacheldraht ein Überqueren der Straße unmöglich machte. Und auch der Grenzübergang „Checkpoint Charlie“ und das Mauermuseum erinnern an die Zeit einer geteilten Stadt. Eine besondere Erfahrung für uns war ein Zeitzeugengespräch, aus dem wertvolle Informationen über das Leben in der DDR und die Flucht in den Westen hervorgingen. Alle diese Programmpunkte brachten uns die deutsche Geschichte nicht nur theoretisch, wie aus dem Geschichtsbuch, sondern auch anschaulich anhand von Originaldokumenten und Berichten nahe.
Allgemeines Ziel des Projektseminares war es jedoch nicht nur, einen besonderen Schwerpunkt auf die Berliner Geschichte zu legen. Vielmehr sollten wir als angehende Abiturientinnen und Abiturienten auf die Organisation von Veranstaltungen und Projekten und somit auf das praktische Studien- und Berufsleben vorbereitet werden. Und auch das Motto „Berlin ist immer eine Reise wert“ machte es möglich, dass wir unter der Leitung von Frau StDin Angelika Schäfer, die in der Vergangenheit bereits zahlreiche Berlinfahrten geleitet hatte, von März bis Oktober 2017 nach unseren individuellen Vorstellungen und besonders im Hinblick auf persönliche Berufswünsche die Reise geplant hatten.
So waren die Interessen angehender Medizinstudenten im medizinhistorischen Museum der Charité vertreten, und auch die Bereiche Technik (Deutsches Technikmuseum), Kunst (Museumsinsel mit der Alten Nationalgalerie), Sport (Fußballspiel im Olympiastadion) und Musik (Orgelpräsentation in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche) wurden in das umfangreiche Programm aufgenommen. In der Gedächtniskirche erhielt außerdem Gregor Früh Gelegenheit, für die Mitglieder unserer Gruppe sowie begeisterte Touristen auf der Schuke-Orgel zu spielen. Zudem war der Besuch der Technischen Universität mit einer Teilnahme an zwei Vorlesungen und einem Vortrag der Studienberatung im Hinblick auf die Anknüpfung an BUS sehr gewinnbringend.
Und auch die besonderen Wahrzeichen der Stadt kamen trotz vieler individueller Interessen nicht zu kurz. So konnten wir die atemberaubende Aussicht bei Nacht vom Fernsehturm am Alexanderplatz genießen, bei einer Führung im Bundestag die aktuelle politische Lage und die Veränderungen im Plenarsaal nach der Wahl näher kennenlernen, bei einem Gottesdienst im Berliner Dom des Reformationsjubiläums gedenken und natürlich das wohl bekannteste Wahrzeichen Berlins, das Brandenburger Tor, besuchen.
Trotz dieses reichhaltigen Programms blieb uns sehr viel Freizeit, etwa für den Kinostart von „Fuck ju Göthe 3“, Konzertbesuche, Shoppingerlebnisse oder die Teilnahme an Halloween in der deutschen Hauptstadt.
Besonders hervorzuheben ist die entspannte, humorvolle und sehr effektive Zusammenarbeit zwischen den Schülerinnen und Schülern und den Begleitlehrkräften Frau Schäfer und Herrn StR Sebastian Liebl. An dieser Stelle gilt ein großes Dankeschön der leitenden Lehrkraft Frau Schäfer, die uns diese Fahrt ermöglicht hat und im Vorfeld die Planung mit vielen Erfahrungen bereichern konnte. Danke, dass für all unsere individuellen Pläne immer genug Zeit im Programm gefunden werden konnte und wir uns bei Fragen stets an sie wenden konnten! Und auch für die sehr verständnisvolle und kompetente Begleitung durch Herrn Liebl möchten wir uns im Namen des Projektseminares herzlich bedanken.
Für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Fahrt dürfte der Aufenthalt in der facettenreichen Großstadt Berlin unvergessliche Momente und tiefgreifende Erfahrungen mit sich gebracht haben.