„Der Liebe zu Jesus Christus nichts vorziehen“

Vom 21. bis zum 23. März 2014 trafen sich die Oblaten der Mönchsgemeinschaft von Metten zu einem gegenseitigen Gedankenaustausch. Die Zusammenkunft war die erste seit längerer Zeit und wurde von Abt Wolfgang Hagl ganz bewußt mit dem Hochfest des heiligen Benedikt am 21. März verbunden. Die strukturgebende Regel des berühmten Ordensgründers bestimmt ja nicht nur den täglichen Rhythmus der Mönche, sondern auch weitgehend das Leben der weltlichen Oblaten.

Immer wieder wirft der Oblate aus seinem säkularen Umfeld heraus den Blick zurück in das Kloster – an den Ort, wo die Liebe zu Jesus Christus alles Denken und Han-deln durchdringt. Gelegentlich zeigen sich Brüche in dem weltlichen Versuch, der Liebe zu Jesus Christus nichts vorzuziehen. So stellte sich nach zwei einleitenden Impuls-vorträgen von Abt Wolfgang über die Kraft der Liebe und über die Verzweiflung der Emmaus-Jünger, als sie Jesus Christus nicht mehr an ihrer Seite wähnten, die Frage nach der Sichtbarkeit der Liebe im Alltag unserer Welt.

Die Seele, als der heilige Ort in uns, der in Ruhe Gott zu schauen sucht, ist heute ohne unseren festen Glauben eben-so hilflos wie vor zweitausend Jahren. Die weltliche Gier nach Ruhm und Besitz verträgt sich eben nicht mit den unsichtbaren Werten von Demut und Verzicht. Warum also, so wogte die Diskussion hin und her, warum ist es so schwierig, Jesus Christus unsere Liebe zu zeigen? Wo liegen die Hindernisse? Ist es etwa unsere eigene, fehlende Zuversicht, nicht nachzulassen in der Kraft unseres Glaubens an diese einzigartige, unerschöfliche, zwar nicht greifbare, aber doch erlebbare Liebe des Herrn? Glauben wir tatsächlich oft nur noch das, was wir auch sehen?

Gerade in der Fastenzeit ist die folgende Antiphon im Stundengebet von herausragender Bedeutung: „Verhärtet eure Herzen nicht – hört auf die Stimme des Herrn!“. Es ist eben einerseits wahr, daß man in der Stille eines Klosters, wie in Metten, besonders gut auf die Stimme des Herrn hören kann. Wer dieses Hören nicht verlernt hat, spürt mit Herz und Seele die Liebe. Andererseits fällt es in der von Mobilität und digitaler Kommunikation überschwemmten Zeit außerhalb des Klosters immer schwerer, in innerer Sammlung für Gottes Wort sensibel zu bleiben. Aber gerade darin scheint eine besondere Aufgabe des Oblaten zu liegen – nämlich in der Welt für die einfachste und doch scheinbar schwierigste Übung des Hörens auf die Stimme des Herrn zu werben.

Diese Stimme scheint verborgen und allzu oft übertönt von weltlichem Begehren. Täglich erleben wir die Not vieler Menschen, die ohne die Liebe des Herrn auskommen müssen, weil wir diese in uns wohnende göttliche Liebe verweigern: Kinder, die zunehmend ohne die Liebe ihrer in der klassischen Familie sorgenden Mutter aufwachsen, Väter in den besten Jahren ihres Schaffens, die ihre Seele durch die Gier nach Gewinn verdunkeln, Alte und Kranke, die von einer dem Jugendwahn verfallenen Kultur an den Rand gedrängt werden.

Als die Oblaten, auf Anregung von Josef Judmann den Kreuzweg betend, zum Kirchlein von Uttobrunn pilgerten, wurde den Wanderern bewußt, was unserer reizüberfluteten Zeit am meisten fehlt: Den Sinn unseres Seins in der Liebe zu Jesus Christus zu sehen und auch im Leid an ihr festzuhalten.

Die Oblaten des Klosters Metten mit Abt Wolfgang Maria Hagl: Peter Altmannsperger, Josef Judmann, Markus Wandinger