Schüler des St.-Michaels-Gymnasiums Metten besuchten die KZ-Gedenkstätte Mauthausen bei Linz

„Wenn es einen Gott gibt, dann soll er mich um Verzeihung bitten!“

Diesen Satz, zu lesen an der Wand einer Baracke des ehemaligen Konzentrationslagers Mauthausen, geschrieben von einem verzweifelten, gequälten Menschen, erschütterte die Schülerinnen und Schüler. Sie konnten sich nicht vorstellen, dass Menschen dazu in der Lage waren, derartig grausam zu sein, Häftlinge zu quälen und organisierten Massenmord zu begehen. Im ehemaligen Konzentrationslager Mauthausen sind die meisten Gebäude noch im Originalzustand erhalten, der Steinbruch mit der sogenannten „Todesstiege“ ist zugänglich, und die Führungen, deren neues Konzept es vorsieht, dass die Besucher stärker mit einbezogen und zum intensiven Nachdenken gebracht werden, waren sehr ausführlich und nachhaltig beeindruckend gestaltet.
Das Lager mit seinen riesigen grauen Mauern, den Wachtürmen und Stacheldrähten, das Eingangstor mit der Wand, an der sich die ankommenden Häftlinge bei jeder Witterung unbekleidet aufstellen und auf ihre Häftlingskleidung und unzählige Schikanen warten mussten, entsetzten die jungen Besucher. Im Steinbruch konnten sie sich vorstellen, wie hier die Gefangenen schwere Steinbrocken über die steile Stiege befördern und dabei noch befürchten mussten, von Wärtern gestoßen und zu Fall gebracht zu werden, was zur Folge hatte, dass die Häftlinge von den rollenden Steinen in die Tiefe gerissen und schwer oder sogar tödlich verletzt wurden.
Im primitiven Duschraum, der auch zu Folterungen diente, hörten die Schüler Einzelheiten über die Geschichte und die Belegung des Konzentrationslagers, in der Gaskammer gedachten sie erschüttert der Opfer. In den primitiven Baracken mussten bis zu 150 Häftlinge schlafen, teilweise zu dritt und zu viert in einem Bett. Im Sommer war es dort wegen der Blechdächer glühend heiß, im Winter eiskalt. Unvorstellbar war für die Schüler, dass sich die Wachmannschaften der SS direkt vor dem Lager einen Swimmingpool und einen Fußballplatz für ihre Freizeitaktivitäten angelegt hatten, und dies angesichts des unvorstellbaren Elends und der Gaskammer!
Ein aufschlussreicher Film und eine Ausstellung mit Dokumenten, Fotos und Briefen rundete die bedrückende Besichtigung ab. Bei der Nachbereitung stellte sich heraus, dass besonders der Raum, in dem die unzähligen Namen der Häftlinge und Ermordeten auf dunklem Hintergrund aufgelistet sind, einen ungeheuren Eindruck hinterlassen hat. Man kann sich unter einer Zahl von etwa 81.000 ermordeten und aus Schwäche, Mangelernährung und Schikanen gestorbenen Menschen nichts vorstellen, wenn man aber die Namen liest und sich bewusst macht, dass dahinter ein Menschenschicksal und eine verzweifelte Familie steht, dann kann man das alles kaum fassen. So äußerten sich die Schülerinnen und Schüler.
Die Begleiter durch die Gedenkstätte mussten viele Fragen beantworten und schlossen aus der Reaktion der jungen Leute, dass ihnen die Führung durch das Lager wichtige Denkanstöße gegeben hatte. Ausdrücklich lobten sie die Konzentration und Disziplin der Schüler. Sie berichteten ihnen auch, dass seit einiger Zeit Wände in der Gedenkstätte mit menschenverachtenden Sprüchen beschmiert und sogar Gegenstände, wie Duschköpfe aus der Gaskammer, entwendet werden.
Sie gaben den jungen Besuchern mit auf den Weg, vor Unrecht und Unmenschlichkeit nicht die Augen zu verschließen, sondern schon den Anfängen zu wehren, damit niemals wieder ein solch menschenverachtendes Regime wie im Dritten Reich an die Macht kommen kann.

Tassilo Klingelhöfer, StR i.K.