Das „Kandler-Haus“ ist Geschichte

Seit vielen Generationen dürfte sich das charakteristische Gebäude des Kandler-Buchbinder-Hauses den Mettener Bürgern eingeprägt haben. Ende August 2015 hat ein Abrißbagger sein Werk verrichtet und das Anwesen komplett dem Erdboden gleich gemacht. Erst im vergangenen Jahr hatte die Marktgemeinde Metten das alte Haus am Wegedreieck der Abteistraße 1 und der Egger Straße erworben.

Das Gebäude wurde 1880 errichtet, und zwar in der typischen Dreiecksform, die der Grundstücksform angepasst war. Zunächst war dort die Buchbinderei Kandler untergebracht. Die Geschwister Kandler lebten dort viele Jahre, zuletzt Barbara Kandler, die im Leibrentenverhältnis in dem vom Kloster 1979 erworbenen Gebäude wohnte. Auch Altabt Emmeram Geser verfügte für geraume Zeit über Räumlichkeiten in der Villa.

Was einhundertfünfunddreißig Jahre stand, ist nun wie von einem Windhauch in nur wenigen Tagen eingeebnet worden. Dabei war das Ende des Gebäudes aus zwei Gründen unvermeidlich: Zum einen hatten Feuchtigkeit und Pilz die Bausubstanz unrettbar zerstört. Zum anderen verlangte der zunehmende Verkehr, der durch die verwinkelte Straßenführung immer stärker eingeengt wurde, nach mehr Übersicht.

Über dem Eingangsportal des Kandlerhauses war eine kleine Marienfigur in das Gemäuer eingelassen – sie ging nicht den Weg alles Irdischen, sondern wurde rechtzeitig vor der Ankunft des Baggers gerettet. Die Marktgemeinde hat die Marienstatue dem Heimatverein zur Aufbewahrung übergeben.