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15 Schüler des St.-Michaels-Gymnasiums auf Schüleraustausch in Indien

Die Koffer waren bis obenhin gepackt, die Jungen und Mädchen schon gespannt, als sich die 15 Schüler und zwei Lehrer am 26. Oktober auf eine lange Reise machten. Die Vorfreude war spätestens im Flugzeug in München zu spüren, von wo es über Frankfurt nach Bangalore in Indien ging. Nach beinahe elf Stunden Flug wurden die Schüler dort um 3 Uhr morgens von ihren indischen Gastfamilien in Empfang genommen, die bereits auf sie warteten. Dabei schauten alle in bekannte Gesichter, denn bei dem Austausch handelte es sich um den Gegenbesuch der deutschen Schüler. Die Inder besuchten das St.-Michaels-Gymnasium bereits im April und Mai diesen Jahres.

Dennoch wartete Indien mit Unbekanntem auf. Bereits der Weg von den Gastfamilien zum Christ Junior College, der Partnerschule des St.-Michaels-Gymnasiums, wurde für einige Schüler zum Abenteuer. Der Verkehr in Indien zeichnet sich durch massenhaft Tuk-Tuks (Autorikschas), unzählige Kleinwagen und vollkommen überfüllte Busse aus, die sich hupend ihren Weg durch die Stadt bahnen. Dabei ist es keine Seltenheit, dass der Verkehr einer heiligen Kuh weichen muss.

Kühe begegnen einem allerdings nicht nur auf der Straße, sondern auch beim Besuch hinduistischer Tempel. Diese prächtigen marmor- und goldverzierten Gebäude hinterließen ihre Spuren im Gedächtnis der Schüler: eine mannigfaltige Götterwelt, fremdklingende Gesänge und Gebetsformeln riefen bei vielen Staunen und Ehrfurcht hervor. Zudem reiste die Gruppe zur UNESCO-Weltkulturstätte Hampi, einer antiken indischen Stadt, die noch heute durch ihre ehemalige Pracht von Palästen- und Tempelbauten die Schüler in ihren Bann zog. Durch diese Ausflüge erhielten die Schüler Einblicke in die gelebten Religionen Indiens und erfuhren die Allgegenwärtigkeit der Religiosität und Geschichte Indiens.

Ein weiterer Höhepunkt des kulturellen Austausches war die Teilnahme an den Feierlichkeiten zu Diwali, dem hinduistischen Lichterfest. Dafür fand sich die gesamte Gruppe von deutschen und indischen Partnern bei einer der teilnehmenden indischen Familien ein, um – nach einem indischen Festmahl – die bösen Geister und Dämonen mit Krachern und Böllern zu vertreiben.

Die indischen Gastgeber zeigten uns aber nicht nur die touristischen Höhepunkte ihres Landes. Sie ließen uns auch Einblicke in das Landleben der einfachen Leute gewinnen. Wir besichtigten ein Dorf, für das sich das Christ Junior College mit dem nobelpreisgekrönten „Microfinance“ Programm humanitär engagiert.

Selbst die indischen Schüler des Christ Junior Colleges würden ohne dieses Programm schnell das schlichte Leben auf dem Land vergessen. Ihr Campus ist von einer sauberen, fortschrittlichen und umweltbewussten schulischen Umgebung innerhalb der 9-Millionen-Metropole geprägt. Obwohl eine durchschnittliche Klassenstärke 80 Schüler umfasst, erweckte der Unterricht den Eindruck, dass das Christ Junior College neben einem hohen Bildungsniveau auch auf die Kreativität, Eigenständigkeit und Disziplin seiner Schüler besonderen Wert legt.

Der Austausch setzte sich allerdings nicht nur aus gemeinsamen Ausflügen zusammen. Nach den schulischen Unternehmungen warteten auf jeden einzelnen deutschen Schüler indische Köstlichkeiten der Gastfamilien. Die Abende waren geprägt von langen Gesprächen, Festlichkeiten und Einblicken in das indische Familienleben.

Nach 14 intensiven und lehrreichen Tagen verabschiedeten sich am Flughafen in Bangalore Menschen, die zu Freunden geworden sind. Man hörte oftmals das Versprechen, sich bald wieder zu sehen. Trotz der anfänglichen Abwägungen, nicht doch lieber ein herkömmliches Austauschland zu wählen, hat sich der Austausch nach Indien mit all seinem Facettenreichtum als lohnende Entscheidung und prägendes Erlebnis herausgestellt, das die Schüler niemals vergessen werden.