Abschied von einem Mönch im Kardinalsgewand

Von Michaela Arbinger in der „Deggendorfer Zeitung“ vom 13. 5. 2010
Als einen Menschen, der auch im höchsten Kirchenamt  stets ein Mönch geblieben sei, hat Friedrich Kardinal Wetter gestern  den am 30. April im Alter von 98 Jahren in Rom verstorbenen Augustinus Kardinal Mayer gewürdigt. An dem Requiem in der Stiftskirche nahmen neben der Familie und dem Konvent  hohe Würdenträger aus Kirche, Gesellschaft und Politik teil.
Die Mettener Kalliope führte den Trauerzug an. Der Sarg mit den sterblichen Überresten des am 23. Mai 1911 in Altötting geborenen Kardinals wurde kurz vor 10 Uhr an die Klosterpforte überführt. Nach der Aussegnung durch Mettens Abt Wolfgang M. Hagl bewegte sich der Zug  begleitet von Fahnenabordnungen der Mettener Ortsvereine  über den Klosterhof zur Kirche, die bereits voll besetzt war. Als großer Marienverehrer fand Augustinus Kardinal Mayer beim Marienaltar seine letzte Ruhestätte.
Mettens Abt Wolfgang M. Hagl begrüßte neben Friedrich Kardinal Wetter  unter den vielen Gästen unter anderem die Bischöfe aus Passau und Regensburg, Wilhelm Schraml und Gerhard Ludwig Müller, den Apostolischen Nuntius für Deutschland, Erzbischof Dr. Jean-Claude Périsset, 19 Äbte und vier Äbtissinnen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Staatsregierung vertrat Landwirtschaftsminister   Helmut Brunner. Zum Requiem in die Stiftskirche waren zudem MdL Bernd Sibler, Landrat Christian Bernreiter, Alt-Landrat Dr. Georg Karl mit Gattin Marlene, Bezirksrätin Margret Tuchen sowie  Mettens Bürgermeister Erhard Radlmaier und Altbürgermeister Ludwig Schmidt gekommen.
Augustinus Kardinal Mayer habe ein gesegnetes Alter von fast 99 Jahren erreicht. Man könne nun auf einen machtvollen Fürsprecher im Himmel zählen, wandte sich Abt Wolfgang an die Trauergäste. Der Kardinal habe stets versöhnend gewirkt, mit einem ausgeprägten Sinn für das rechte Maß, mit Güte und Weitherzigkeit.
In Konzelebration mit Abt Wolfgang sowie Altabt Emmeram Geser feierte Friedrich Kardinal Wetter  das Requiem. Der  emeritierte Erzbischof von München und Freising ist gemeinsam  mit Augustinus vor 25 Jahren zum Kardinal ernannt worden.  Augustinus Kardinal Mayers Lebensweg habe ein Jahrhundert durchlaufen. Geboren am 23. Mai 1911 in Altötting, habe ihn die Liebe Frau von Altötting durch sein ganzes Leben begleitet. In dieser Liebe habe sich auch Kardinal Mayers Verbundenheit zu Bayern gezeigt. Mit 19 Jahren trat der Altöttinger ins Mettener Kloster ein. 1935 wurde er zum Priester, 1966 zum Abt des Klosters geweiht. Es folgten die Bischofsweihe 1972 in Rom; zum Kardinal wurde er am 25. Mai 1985 durch Papst Johannes Paul II. ernannt. Zwei Drittel seines Lebens verbrachte Augustinus Kardinal Mayer in Rom. Wetter nannte seinen Mitbruder einen Segen für  die Ordensgemeinschaften in der ganzen Welt. Klarheit, Klugheit und Umsicht hätten ihn ausgezeichnet, sodass er auch im Ruhestand für viele ein wichtiger Ratgeber geblieben sei. Sein fast 100-jähriges Leben war ein eindrucksvolles Zeugnis menschlicher und christlicher   Größe, betonte Friedrich Kardinal Wetter: Er wollte nicht herrschen, sondern dienen. Kardinal Mayer war ein Geschenk Gottes für die ganze Kirche.
Neben der Kalliope sorgten der Kammerchor des St.-Michaels-Gymnasiums, die Choralschola der Mettener Benediktiner sowie Alois Auer an der Orgel und Fritz Menzel an der Geige für eine würdige musikalische Gestaltung des Requiems.

Fotos: Roland Binder und Fotoagentur Kiderle