Wann wählen wir Gott?

Herr Peter Altmannsperger, ein treuer Stammgast in unserer Gemeinschaft, ließ sich von der Wahl zum Deutschen Bundestag von der Frage inspirieren: Wann wählen wir Gott?

Nachstehend veröffentlichen wir gerne seinen Beitrag:

Wann wählen wir Gott?

Die Bundestagswahl im Jahr des Glaubens
und die Bedeutung des Gebets

Papst Franziskus schreibt in seiner Enzyklika „Lumen Fidei – Licht des Glaubens“: „Der Glaube muß gesellschaftliches Handeln bewirken und das Leben in allen Dimensionen bereichern.“

Von alldem war auf den Werbeplakaten der Parteien zur Bundestagswahl am 22. September 2013 wenig zu lesen. Dafür gab und gibt es unterschiedliche Gründe.

„Natürlich finden wir Gott im Wahlkampf nicht“, dürften spontan die meisten ausrufen, „es geht schließlich um handfeste Politik!“ Man kann auch an die Trennung von Staat und Kirche erinnern und argumentieren, Politik sei die eine Sache und Glaube die andere. Manche neigen vielleicht gar der Auffassung des Philosophen Kurt Flasch zu, der in einem neuen Buch emsig Gründe dafür sammelt, warum er kein Christ ist.

Warum aber sollen wir nicht dafür beten, daß unsere Kultur wieder auf Gottes Wort hören möge, damit sie sich nicht im Labyrinth weltlicher Irrwege verliert?

„Die höchste Ordnung liegt bei Gott“

Es sollte sehr wohl eine Trennung von Staat und Kirche geben, im Sinne einer gesunden Entweltlichung. Damit könnte vermieden werden, daß eine höhere weltliche Ordnung die höchste Ordnung des Schöpfers überlagert. Die höhere Ordnung ist unser Grundgesetz, die höchste Ordnung entsteht durch Gottes Wirken. Das Grundgesetz als höhere weltliche Ordnung ist aus der höchsten göttlichen Ordnung entstanden. Die Beziehung zwischen Staat und Kirche ist daher immer dann problematisch, wenn sich weltliche Verantwortung herausnimmt, die höchste göttliche Ordnung zu mißachten.

Wenn es uns darum geht, im Jahr des Glaubens unser weltliches Sein „in allen Dimensionen zu bereichern“, sollte auch die Politik vom Glauben durchdrungen sein. Wie sollen die Menschen Vertrauen zu Gott erlangen, wenn die Mächtigen scheinbar ohne ihn auskommen?

Auf den Wahlplakaten fehlte die entscheidende Ermunterung, unseren Weg zu Gott zu gehen. Damit verbindet sich kein Vorwurf, geht es den Parteien doch um drängende weltliche Fragen einer sicheren Zukunft in Wohlstand und Gerechtigkeit bei größtmöglicher Freiheit für alle. Und doch ist unsere Entscheidung für den Glauben von wenigstens demselben Rang wie die Wahl eines weltlichen Fürsten, die wir am 22. September getroffen haben. Dabei sollte der Glaube der Kirche auf die Welt wirken, die Welt sollte aber nicht den Herrn zur Disposition stellen. Im Glauben wird die Wechselwirkung zwischen Gott und der Welt sichtbar: Wir glauben und beten zu Gott, um ihm zu zeigen, daß wir in der Welt auf sein Wort hören.

„Gott kann nicht an der Fünf-Prozent-Klausel scheitern“

Das Gebet umfasst mehr als das Menschenwort. Es beginnt da, wo der Streit um Politik und deren Programme endet. Erst in der Stille bildet unsere Zwiesprache mit Jesus Christus eine Brücke zum Eigentlichen. Wir überschreiten sie, indem wir auf Gottes Wort hören, losgelöst von jeder Wahl. Gott kann nämlich nicht an der Fünf-Prozent-Klausel scheitern. Er ist immer da, weil er uns seine unendliche Liebe schenkt.

Wir müssen es vielleicht nur wieder lernen, in der Stille auf die Liebe Jesu Christi zu hören, gerade dann, wenn es auf dem Jahrmarkt des weltlichen Ringens um Macht arg turbulent zugeht. Das Kloster Metten bietet Gästen die Möglichkeit, für eine bestimmte Zeit Gott in der Stille zu suchen. Wer ein paar Tage dem Treiben der Welt entsagt und im Kloster in sich geht, kann diesen unergründlichen Hauch göttlicher Nähe spüren. Die Seele wird sensibel für sonst verborgene Regungen. Sie nimmt die Liebe des Herrn als eine kleine Daunenfeder wahr, die in einem geschlossenen Raum lautlos zu uns herabsinkt. Für diese Liebe als kaum greifbare, doch mächtigste aller Gewalten, gibt es zwar kein Kästchen auf dem Wahlzettel, aber wir können uns trotzdem für sie entscheiden, an jedem Tag, zu jeder Stunde, indem wir unser Kreuz auf uns nehmen und mit unserer ganzen Hinwendung Jesus Christus nachfolgen.

Im Jahr des Glaubens ist es uns einerseits darum gegangen, eine weltliche Wahl zu treffen, sofern wir denn wirklich eine hatten. Andererseits liegt in der Entscheidung für den Glauben eine Festlegung von noch größerer Tragweite, weil sich das Gebet nicht nur der hin- und herwogenden irdischen Machtfrage, sondern der höchsten Ordnung des Herrn zuwendet.

Insofern sollten wir uns ein klein wenig so verhalten, wie es der heilige Benedikt von Nursia mit seinem Weg der Mitte gelehrt hat: Mit unserer Vernunft der Welt zugewandt, aber mit dem Herzen und mit unserer Seele nach Jesus Christus verlangend. Die weltlichen Führer und deren lockende Konzepte sind austauschbar. Beide vergehen, während unser Glaube noch trägt.