„GrenzErfahrungen“ – Eindrücke eines Schüleraustauschs (Metten-Pilsen im Oktober 2014)

Im Oktober 2014 machten sich 18 Schülerinnen und Schüler des St.-Michaels-Gymnasiums Metten auf, eine nicht alltägliche Schulerfahrung zu sammeln. Sie hatten sich dazu entschlossen, die Schulpartnerschaft mit dem Cirkevni Gymnazium in Pilsen in Form eines einwöchigen Schüleraustauschs wieder aufleben zu lassen.
Angestoßen wurde das Vorhaben durch den ehemaligen tschechischen Gastschüler und jetzigen Lehrer am Cirkevni Gymnazium Tomàs Kerndl. Zusammen mit seinem Kollegen Vladislav Janouškov und StR Michael Seibold (St.-Michaels-Gymnasium) erarbeiteten sie ein ansprechendes und kostengünstiges Konzept, mit dem es gelang, auf beiden Seiten offene und an den „GrenzErfahrungen“ interessierte Schülerinnen und Schüler zu gewinnen.
Nach ihrer Ankunft in Pilsen begleitet durch StRin Miriam Kapfhammer und StR Michael Seibold, durften unserer Mettener Austauschschüler auch gleich ein wenig in den Schulalltag ihrer Gastschüler „reinschnuppern“ und sie in ihre Deutsch- und Englischstunden begleiten. Da beide Fächer für unsere tschechischen Gastschüler an ihrer Schule verpflichtend zu belegen sind, war die Kommunikation zwischen den beteiligten Schülerinnen und Schülern, von den anfänglichen „Berührungsängsten“ mal abgesehen, relativ gut möglich.
Diese besagten Berührungsängste konnten jedoch während der gemeinsamen Aktivitäten in den kommenden Tagen nach und nach abgebaut werden. So boten ein Zoobesuch, ein Ausflug zum Kurort Marienbad, die Erkundung der Stadt Pilsen und der Besuch des Techmania Science Centers für die Jugendlichen viele Möglichkeiten sich auszutauschen und so die Zurückhaltung Schritt für Schritt abzubauen. Auch die Tatsache, dass Schülerinnen und Schüler während des gesamten Austauschs bei ihren jeweiligen Gastfamilien untergebracht werden konnten, war für den Aufbau eines freundschaftlichen Verhältnisses sehr förderlich.
Am Mittwochnachmittag reiste die Gruppe gemeinsam zurück nach Metten, wo es nun für unsere tschechischen Gäste galt bei uns in Bayern ihrerseits „GrenzErfahrungen“ zu sammeln. Auch hier wurden die Gastschüler herzlich bei den Gastfamilien aufgenommen und umsorgt. Sie durften anhand einiger Unterrichtsbesuche ebenfalls den Alltag an einer Klosterschule erfahren. Auch konnten sie bei einer Führung mit Pater Athanasius das Schul- und Klostergelände inklusive der Bibliotheken bestaunen. Nach einer Stadterkundung in Deggendorf erlebten die Jugendlichen, dank des hervorragenden Wetters, zum Tagesausklang noch einen wunderbaren Grillabend an der Donau. Am nächsten Tag ging es mit dem Zug nach Regensburg. Nach einer Führung mit StR Martin Wimber hatten die Schüler anschließend die Möglichkeit eigenständig in Kleingruppen die Stadt zu erkunden. Nachmittags stand eine Schifffahrt zur Walhalla mit anschließendem gemeinsamen Abendessen auf dem Plan. Bei der Heimfahrt im Zug war anhand der ausgelassenen Stimmung sehr gut zu erkennen, dass diese 36 Schülerinnen und Schüler aus zwei verschiedenen Nationen innerhalb nur einer Woche zu einer Gemeinschaft zusammengewachsen waren. Dies wurde am Tag der Abreise noch deutlicher, als bei der Verabschiedung noch einmal herzlich über das Erlebte gelacht und reichlich umarmt wurde. Vereinzelt flossen sogar ein paar Tränen und unsere Jungmettener ließen es sich nicht nehmen, ihren Gastschülern zum Abschied rufend und winkend hinterherzulaufen.
Ja, es hatte sich etwas getan in den Köpfen dieser Schülerinnen und Schüler, das konnte man an den strahlenden Augen und den lachenden Gesichtern erkennen. Auch die Rückmeldungen, dass sich manche bereits privat zu weiteren Gegenbesuchen verabredet haben zeigt, dass der Austausch erfolgreich war. Ein Gastschüler plant sogar nächstes Schuljahr, ähnlich wie sein Lehrer Tomás Kerndl, ein EUREGIO‐Gastschuljahr an unserem St.-Michaels-Gymnasium zu verbringen.
Dies alles macht deutlich, dass dieser Austausch bei diesen Jugendlichen keine Abgrenzungs-Erfahrungen, sondern grenzabbauende Erfahrungen, sowohl im tatsächlichem Leben als v.a. auch im Kopf, bewirkt hat und damit ein kleines Mosaikstückchen zum großen Bild der europäischen Zusammengehörigkeit beigetragen hat.