Hoffnung auf das Füllhorn

1250 Jahre Abtei Metten

Hoffnung auf das Füllhorn

Der Neujahrsempfang von Kloster und Markgemeinde
steht im Zeichen großer Erwartungen
an den Hochschulstandort Metten

Nach dem Gamelbertfest in Michaelsbuch hat die Benediktinerabtei Metten ihre Veranstaltungsreihe im Jubiläumsjahr fortgesetzt. Am 21. Januar fand der Neujahrsempfang, gemeinsam mit der Marktgemeinde, anläßlich der Feier 1.250 Jahre Benediktinerabtei Metten und 50 Jahre Markterhebung Metten statt.

Gemeinsamkeit von Kloster und Markt

Abt Wolfgang Hagl begrüßte in der neuen Turnhalle der Abtei Metten etwa dreihundert geladene Gäste, darunter Politiker vom Bund, aus dem Landkreis und den umliegenden Gemeinden, Vertreter der Behörden, der Geistlichkeit, Mitglieder weltlicher und kirchlicher Vereine, des Marktrates Metten, viele „Alt-Mettener“ sowie Angestellte und Arbeiter des Klosters und Vertreter der Presse.

Der erste Dank, den Abt Wolfgang aussprach, galt Gottes schützender Hand, die sich über die wechselvolle, nicht immer blühende Geschichte des Klosters gelegt habe. Nun komme es darauf an, den Blick nach vorne zu richten. Wir feiern ein Doppeljubiläum, wollte Abt Wolfgang sagen, da entfuhr ihm der Satz: „Wir feiern ein Doppelleben“. Dies sorgte natürlich für Erheiterung. Treffender hätte man aber gar nicht beschreiben können, wie eng Kloster und Marktgemeinde miteinander verwoben sind. Im Herzen sind die Mönche bis heute Gott und den Menschen zugeneigt. Ob sie innerhalb oder außerhalb der Klostermauern leben, ist ohne Belang: Die Liebe zum Nächsten kennt keine Mauern.
Da der Bildungsauftrag immer das Selbstverständnis der Abtei Metten geprägt hat, kam Abt Wolfgang gleich zur Sache: Das Kloster wolle sich an dem Ausschreibungsverfahren zur Standortvergabe für eine Gesundheitshochschule beteiligen. Dazu muß ein denkmalgeschütztes Ensemble mit einem geschätzten Kostenaufwand von etwa achtzehn Millionen Euro saniert werden. Es geht also um viel Geld. Körbe mit entsprechendem Inhalt könnten, sofern sie nicht im Reisegepäck aus München mitgeführt würden, „gerne auch nachgereicht werden“, versicherte Abt Wolfgang dem Gastredner aus der Staatskanzlei, Finanzstaatssekretär Albert Füracker.

Geordnete Finanzverhältnisse

Es war der erste Neujahrsempfang der Abtei Metten, den Staatssekretär Füracker mit der scherzhaften Bemerkung kommentierte: „Nach 1.250 Jahren ist es Zeit geworden.“ Mit seinem Erscheinen gehe leider eine Enttäuschung einher: Für den verhinderten bayerischen Staatsminister der Finanzen, Markus Söder, sei „nur der Stellvertreter“ erschienen. Halb so schlimm sei das, hob er kokettierend hervor, „auch der Papst sei nur Stellvertreter.“ Natürlich weiß Füracker die wahre Macht des Heiligen Vaters wie auch die Macht des Geldes sehr genau einzuschätzen. Insbesondere Letzterer sei er mit Sorgfalt und Augenmaß verpflichtet, denn man schaue in seinem Hause auf jeden einzelnen Euro, den der Steuerzahler der Politik anvertraue.

Nach der Logik des Kaufmanns zählt im Leben nur das, was unter dem Strich heraus-kommt. Die simple Formel „Geld regiert die Welt“ führt mithin jeden, der etwas bewegen will, ob Abt oder Bürgermeister, zur irdischen Offenbarung. Der Start in das doppelte Jubiläumsjahr markiert auch in dieser Hinsicht das gemeinsame Interesse von Kloster und Markt. Das gemeinsame Gebet lautet: Möge dem Kabinettsbeschluß der bayerischen Staatsregierung vom 9. September 2014 zugunsten der Gesundheitshochschule in Metten auch ein Ja zur Finanzierung folgen.

Das entsprechende Finanzierungskonzept muß bis März 2016 stehen, damit sich das Kloster an dem europäischen Ausschreibungsverfahren zur Vergabe des Hochschulstandortes beteiligen kann. Die Zeit wird knapp.

Was die bayerische Staatsregierung aus der Verwaltung der Steuergelder macht, besitzt Vorbildcharakter. Mehrung des Wohlstandes und Aufgeschlossenheit für Innovationen führen zu einer bisher nie erlebten Lebensqualität. Diesen hohen Standard will das Finanzministerium mit politischem Weitblick bewahren. Bayern ist mit der soliden Grundeinstellung erfolgreich, Rücklagen zu bilden und wirtschaftet solide: „Man kann nur so viel Geld ausgeben, wie man einnimmt“, resümierte Staatssekretär Füracker. Umso stärker werden Bittsteller zu Rivalen, die, Nachschlag fordernd, um die gefüllte Schatulle kreisen.

Erst vor wenigen Tagen hatte Abt Wolfgang anläßlich des Gamelbertfestes in der Pfarrkirche zu Michaelsbuch den Finger in die Wunde gelegt: „Was wäre Bayern ohne seine Klöster?“ Unsere Klöster sind Orte der Bildung, der cartitativen Seelsorge, Kraftzentren abendländischer Wertschöpfung in geistlicher und kultureller Hinsicht. Was würde aus dem Kloster Metten ohne den begehrten Bildungsauftrag, der junge Leute, Lehrpersonal, Angestellte und deren Familien scharenweise nicht nur in die Marktgemeinde, sondern auch mitten in die Mauern der Gottsuche spülen dürfte? Gewiß wird auch Staatssekretär Füracker diese drängende Frage in seinem Herzen bewegen. Er weiß aber auch, daß die Zeiten für ausschüttungsreife Füllhörner schwieriger werden.

Fünf Minuten vor Zwölf

Das ändert nichts an der Erwartung gegenüber der Politik, „daß sie Lösungen aufzeigt, wie es geht“, wie Abt Wolfgang unter Applaus betonte. In der Vergabe des Hochschulstandortes nach Metten zeigte sich die wahre Liebe zu einer Wertordnung, die den Wohlstand, den Staatssekretär Füracker zu bewahren auf seine Fahne geschrieben hat, langfristig mehrt. Nirgendwo in Bayern, an keinem Ort in Europa, ist Wohlstand ohne Werte entstanden. Das bayerische Finanzministerium, das Kloster Metten und die Marktgemeinde, sind nun, um fünf Minuten vor Zwölf, an einem Punkt angelangt, an dem man nicht nur seinen Glauben an die Abtei Metten, sondern auch Farbe bekennen muß. Oder, auf die Werte bezogen, Tacheles reden muß, welche förderungswürdigen Werte man tatsächlich meint, wenn man für ihren Erhalt Geld auf den Tisch legt.

Staatssekretär Füracker hat den Bogen zu dieser Wertordnung geschlagen: Der vielen Flüchtlinge könne man langfristig nicht Herr werden; man müsse ihnen in ihren Herkunftsländern eine Heimat schaffen, die Perspektiven biete und zum Verweilen bei den eigenen Wurzeln ermuntere. Das Kloster Metten ist Heimat. Eine Fachhochschule für Gesundheit ist Bildungsheimat. Der Markt Metten und seine Abtei sind prosperierende Zentren der Bil-dung, der Gastfreundschaft und des caritativen Geistes, also Pulsgeber abendländischer Wertevermittlung. Hier in Metten sind sie vor Ort versammelt, möchte man der Staatskanzlei zurufen, die Heimatmacher, die Stabilisatoren eines kulturellen Wertegefüges, um die uns der überwiegende Teil der Weltbevölkerung beneidet, gerade weil in Bayern Wohlstand und prosperierende Wirtschaft bis in strukturschwache Regionen hinein nicht auf spekulativen Eintagsfliegen oder korruptionsgestützten Luftschlössern, sondern auf den Fundamenten eines bildungsorientierten Menschenbildes errichtet werden.

Die Wege des Herrn kosten Geld

Die Säulen unseres seligmachenden Wohlstandes in Bayern reichen in die Gründerjahre seiner Klöster zurück. Der Freistaat mit seinen fleißigen, gottesfürchtigen Menschen zehrt heute und hoffentlich morgen von diesen Wertvorstellungen. Sie erstrecken sich auf solide Bildung und Ausbildung vom Handwerker bis zum Akademiker, auf die gewachsene Familie als Ort liebender Erziehung, anstatt pädagogischen Experimenten der Beliebigkeit Tür und Tor zu öffnen. Es war immer erklärtes Ziel der Heimatstrategie benediktinischer Bildung, geistige und geistliche Elemente der kulturell-gesellschaftlichen Wertschöpfungskette miteinander zu verbinden. Wenn es schon Tradition wäre, „im Januar 2017 zum zweiten Mal einen Neujahrsempfang zu veranstalten“, wie Staatssekretär Füracker anmerkte, um wie vieles mehr wöge dann der Traditionsverlust eines 1.250 Jahre alten geistig-kulturellen Erbes?

Die Frage des Ja oder Nein zum Hochschulstandort Metten muß auch vor diesem Hintergrund entschieden werden. Es sei die Stunde des Optimismus, ermunterte der Staatssekretär, die Zeit für kreative Lösungen, einen Weg zu suchen, der – unter Einhaltung aller Gesetze und Vorgaben – zum gewünschten Ziel führe. Damit sieht sich Füracker in bester Gesellschaft mit Albert Schweitzer, der wußte: „Wer etwas nicht will, sucht Gründe – wer etwas will, findet Wege.“ Wir wissen auch, daß die „Wege des Herrn unergründlich sind“, doch auf Erden kosten sie nun einmal Geld.

Wenn es so ist, wie der Staatssekretär hervorgehoben hat, daß die Kommune eine übergeordnete förderungswürdige Form der Familie ist, muß dem Ja zum Hochschulstandort Metten auch ein konsequentes Ja zum Finanzierungskonzept folgen. Darin zeigte sich eine kluge, ja liebende Heimatstrategie, um die Bayern nicht ohne Grund beneidet wird.

Wie weit reicht die Liebe?

Die Liebe der Mönche hat immer Jesus Christus zum Ziel. Die Mönche ziehen der Liebe zum Herrn nichts vor. Die materialisierte, nennen wir sie die weltliche Form der Liebe, zeigt sich in der Förderung von Kloster und Marktgemeinde.

Der Bayerische König Ludwig sei es gewesen, der vor geraumer Zeit dem Kloster Metten nicht nur einen Bildungsauftrag erteilt, sondern gleichzeitig auch das dazu notwendige Geld bereitgestellt habe, rief Bürgermeister Erhard Radlmaier in Erinnerung. Wenn man an so einen König denke, dann könne man sagen: „Wir schaffen das“, beschloß Radlmaier sein Grußwort, bevor es zum Stehempfang im Sudhaus ging.

Es offenbart sich nun, daß die unsichtbaren Werte, die im Glauben des christlichen Abendlandes verankert sind, ohne finanzielle Unterfütterung hohle Phrasen bleiben. Politischer Wille und geistliche Wirkkraft bedürfen der gemeinsamen Ausrichtung. Die Liebe läuft über das Bank-Konto, die Hoffnung des Herzens materialisert sich in finanzieller Zuwendung. Hier endet die wahre Wertschätzung nicht – hier beginnt sie. Es wäre geheu-chelt, wenn man die Augen vor dieser zutiefst weltlichen Wahrheit verschlösse.

Nicht die Liebe des Herrn allein erhielt die heilige Teresa von Avila am Leben, die bei ihren Klostergründungen und später im Unterhalt ihrer Häuser der Gottsuche ein Martyrium nach dem anderen durchlitt, wenn es darum ging, Sponsoren zu finden. Mal hat man die Gründerin hängen lassen, mal fand sie Freunde und Förderer unter den Mächtigen der Erde. Im Psalm 90 lesen wir: „Unser Leben währt siebzig Jahre, wenn es hoch kommt, sind es achtzig. Und das Beste daran ist nur Mühsal und Beschwer“ (Psalm 90,10). Manchmal besteht die Mühsal auch in der Geduld, in tiefster Dunkelheit auf einen Lichtstrahl zu hoffen.

Peter Altmannsperger