Aktiv gegen Rassismus, aktiv gegen Menschenfeindlichkeit

Die 9. Jahrgangsstufe des St.-Michaels-Gymnasiums trifft Mo Asumang

Die ersten Artikel unserer Grundrechte betonen die Würde des Einzelnen, das Recht auf Leben und Unversehrtheit, die Gleichheit aller. Die Demokratie, in der wir leben, steht dafür. Dennoch begegnen zahlreichen Menschen täglich verbale Gehässigkeiten, psychischer Terror und physische Gewalt, weil sie anders sind – oder zumindest als anders wahrgenommen werden. Mo Asumang, eine afrodeutsche Moderatorin, Autorin, Produzentin und vor allem couragierte, mutige Frau, muss diese Ablehnung erfahren und beschließt, sich ganz bewusst aktiv zu wehren – für sich selbst und für all diejenigen, die wie sie auch Ausgrenzung und Verachtung erfahren.

Die Schüler und Schülerinnen der 9. Jahrgangsstufe des St.-Michaels-Gymnasiums bekommen am 15. Oktober die Gelegenheit, Mo Asumang sowie ihre Arbeit im Rahmen der „Woche der Begegnung 2018. Für mehr Miteinander“ im Kapuzinerstadl in Deggendorf kennenzulernen.

Hier liest Mo Asumang aus ihrem Buch und schildert schon auf den ersten Seiten den Abriss einer traurigen Alltagswirklichkeit, in der sie aufgrund ihrer Hautfarbe und ihres Aktivismus gegen Rassismus nicht nur Beleidigungen, sondern sogar Morddrohungen ausgesetzt ist. Die zunächst einsetzende Angst wird schließlich zum Motor für ihr einzigartiges, mutiges Filmexperiment: Als Betroffene sucht sie die Begegnung mit denen, die sie ablehnen, und produziert aus verschiedensten Treffen einen 45-minütigen Film. Bei der Vorführung staunt das Publikum nicht schlecht, denn Mo Asumang trifft sich mit Neonazis und reist in die USA, um mit Anhängern des Ku-Klux-Klans zu sprechen. Sie erscheint auf rechtsradikalen Kundgebungen und mischt sich als Farbige unter die Massen. Der Zuschauer bringt der Filmemacherin dafür großen Respekt entgegen, wenn er auch nicht umhin kommt, sich zu fragen, ob ihre Unternehmungen nicht doch schlichtweg unglaublich leichtsinnig waren. Was hätte nicht alles passieren können! Mo Asumang sucht aber den Kontakt bewusst, denn sie will dem Rassismus auf den Grund gehen, indem sie nach dem Warum, den Motiven fragt. So überraschend wie entlarvend ist dabei die Tatsache, dass manche ihrer Fragen bisweilen in der Stille verhallen, wissen die Befragten darauf doch offenbar selbst keine Antworten.

Im Anschluss an den eindrucksvollen Film kommen die Schüler und Schülerinnen selbst noch ins Gespräch mit Mo Asumang, brennen doch so manche Fragen auf den Nägeln. Wie geht man mit der Angst vor rassistischen Übergriffen um? Ist Konfrontation das Mittel gegen Rassismus? Angst schwächt. Für sich selbst kann Asumang feststellen, dass sie durch Aktivität an Stärke gewinnt, und zwar, indem sie auf die Menschen zugeht und Fragen stellt. Aus ihren Ausführungen und insbesondere ihrem Film geht dabei deutlich hervor, dass es der Aktivistin aber eben nicht um Konfrontation geht, sondern um Kommunikation. Dabei betont sie, dass niemand ausgegrenzt und abgelehnt werden soll – so wendet sie sich auch nicht aus Wut oder Angst vom Rassismus ab, sondern versucht zu verstehen, warum es dazu kommt. Und genau dafür stellt sie neugierig, wie sie sich selbst bezeichnet, ihre Fragen. Wenn sie auch nicht immer Antworten bekommt, so lösen diese doch beim Befragten vielleicht ein nachdenkliches Grübeln über sein eigenes Handeln aus.

Am Ende gibt die Moderatorin den Schülern einen Ratschlag mit, wie man selbst gegen Rassismus auftreten kann, und hält damit ein regelrechtes Plädoyer für ein gelingendes Miteinander in der modernen Gesellschaft überhaupt: Es geht darum, im kleinen Kreise anzufangen und Ausgrenzung nicht zu akzeptieren, sondern stattdessen stets aufeinander zuzugehen – auch auf den, der ablehnt, da auch dieser nicht abgelehnt werden möchte.