Pressegespräch vom 31. 3. 2010

Pressegespräch am 31.3.2010

 

Bericht zu sexuellem Missbrauch und Körperverletzung in den letzten 60 Jahren

Stand: 31.3.2010

Sexueller Missbrauch

 

Vor etwas mehr als 40 Jahren hat es Straftaten sexuellen Missbrauchs durch ein Mitglied der Abtei gegeben. Der entsprechende Vorwurf eines Geschädigten bezieht sich auf das Schuljahr 1968/1969. Trotz der großen Zeitspanne sind die Schilderungen des Geschädigten überzeugend und wiegen schwer. Der mutmaßliche Täter verließ das Kloster Metten 1971 und ist 1988 gestorben. Es gibt außerdem Berichte über sexuellen Missbrauch durch Berühren des Oberkörpers bei Schülerinnen durch ein anderes Mitglied der Abtei in der 1970er Jahren. Der Täter ist 1979 gestorben.
Der Bericht der Passauer Neue Presse vom 16. März wirft dem selben Täter Berührungen im Intimbereich bei Schülern in den 1970er Jahren vor. Dazu haben sich bislang keine Opfer gemeldet.
Die Mehrzahl der Berichte ehemaliger Schülerinnen und Schüler verweist auf Distanzlosigkeit einzelner Patres, die bisweilen auch als Übergriff empfunden wurde.
Ein Teil der Betroffenen erlebte dies als selbstverständliche Zuwendung und auch als Trost. Andere aber haben sich dadurch belästigt und verunsichert gefühlt, einige auch verängstigt und ausgeliefert und leiden teilweise noch heute darunter.
Die Vorwürfe beziehen sich auf die Zeit vor 35, 40 Jahren und davor. Die betreffenden Ordensbrüder sind gestorben.
Außerdem haben wir einen aktuellen Fall, den wir der Staatsanwaltschaft in Deggendorf mitgeteilt haben, um eine mögliche strafrechtliche Relevanz prüfen zu lassen und eine vollständige Aufklärung sicherzustellen. In diesem Fall hat sich ein Mitbruder im Jahre 2007 in anstößiger Weise einem Schüler gegenüber geäußert, indem er ihm mehrere SMS pubertär-sexuellen Inhalts geschickt hat. Der Schüler war damals 13 Jahre alt. Nachdem die SMS von der Mutter des Jungen im Mai 2007 entdeckt worden waren, hat die Abtei sofort reagiert und noch am selben Tag den Beschuldigten von allen Aufgaben im Internatsbereich suspendiert. Im Gymnasium war er nie tätig. Außerdem hat der Abt vor dem Hintergrund der Vorwürfe eine spätere Priesterweihe ausgeschlossen. Auch hat die Abtei ein Gespräch mit den Eltern des Schülers geführt. Der Abt hat sich dann entschieden, den Mitbruder einer Therapie zuzuführen. Vor dem Hintergrund der Missbrauchsvorwürfe, die in den vergangenen Wochen gegen das Kloster erhoben wurden, hat der Abt auch diesen Fall nochmals überprüft. Nach internen Untersuchungen hat der Mitbruder nunmehr geschildert, dass er weiterhin Kontakte zu verschiedenen Schülern im Alter von 14 bis 19 gepflegt habe, und zwar vor allem über das Internet. Dabei ging es häufig um Themen aus dem Bereich der Sexualität. Bisher sind uns keine sexuellen Handlungen bekannt. Von diesen neuen Kontakten wusste die Abtei bis vor wenigen Tagen nichts. Mit den Eltern der betreffenden Schüler hat die Schule bereits gestern gesprochen. Der Abt forderte den Beschuldigten auf, Selbstanzeige bei der Staatsanwaltschaft Deggendorf zu erstatten. Dies ist gestern geschehen. Das Kloster Metten orientiert sich an der „Null-Toleranz-Regel“. Deshalb hat der Beschuldigte die Abtei heute morgen endgültig verlassen. Die Massnahmen, die der Abt 2007 gegen den Beschuldigten ergriffen hat, haben sich heute als unzureichend herausgestellt, auch wenn dies zum damaligen Zeitpunkt nicht erkennbar war.