Gymnasien im Ovid-Fieber – St.-Michaels-Gymnasium Metten erreicht 2. Platz

Preisverleihung des Wettbewerbs zum 2000. Todesjahr des römischen Dichters

Was bayerische Gymnasien auf die Beine stellen können, zeigte der Wettbewerb „Celebremus Ovidium“, den die Stiftung „Humanistische Bildung in Bayern – Elisabeth-J.-Saal-Stiftung“ gemeinsam mit dem „Arbeitskreis Humanistisches Gymnasium“ durchführte. Über vierzig Schulen hatten sich daran beteiligt; im Münchner Sophiensaal wurden am 21. November die Preise für die elf Besten im Rahmen eines Festakts verliehen. Dabei erreichte das St.-Michaels-Gymnasium Metten um die Schülerinnen Carolina Feistl, Elisabeth Reimer, Sophia Rohrbacher und Julia Stettmer einen hervorragenden 2. Platz.

Eingerahmt vom Kammerorchester des Münchner Theresien-Gymnasiums und der herausragenden Oboistin Stella Heutling, die Musik von Dittersdorf und Benjamin Britten zu den „Metamorphosen“ (Verwandlungssagen) Ovids zum Besten gaben, hielt Niklas Holzberg, emeritierter Professor der Ludwig-Maximilians-Universität München, den Festvortrag zu Ovids Erzählkunst („ars narratoria“); mit Schwung und Überzeugungskraft fesselte er ein großes Auditorium, das zu drei Vierteln aus Schülern bestand, die aus ganz Bayern angereist waren.

Der eigentliche Höhepunkt freilich war die Verleihung der Preise; Sponsoren der Stiftung hatten sie möglich gemacht: Die Schüler hatten ganz verschiedene Ansätze gewählt, um sich mit den Gedichten des schon in der Antike beliebten römischen Dichters auseinanderzusetzen; dieser starb, von Kaiser Augustus verbannt, im Jahre 17 n. Chr. im Exil am Schwarzen Meer, doch hinterließ er Tausende prächtige Verse, darunter sein Hauptwerk „Metamorphosen“ mit berühmten Erzählungen wie jenen der „Vier Weltalter“, „Dädalus und Ikarus“, „Orpheus und Eurydike“ oder „Pyramus und Thisbe“, die in der europäischen Kunst seit der Renaissance tiefe Spuren hinterlassen haben.

Seit gut tausend Jahren reiben und ergötzen sich daran die Lateiner; im heutigen bayerischen Gymnasium ist Ovid, der römische Dichter der Liebe und der Sagen, Pflichtlektüre für die Lateinschüler der Mittelstufe. Besondere Mühe und Liebe aber hatten die Teilnehmer des Wettbewerbs für ihre Beiträge verwandt. Darunter waren ganz originelle Versuche, z. B. ein „Fitness-Parcours mit Ovid“, ein Trickfilm zur „Pygmalion-Sage“ (ein Künstler erschafft sich aus Knete eine hübsche junge Frau, die plötzlich menschliches Eigenleben gewinnt) oder ein Kurzfilm zum Drama von Orpheus und Eurydike.

Das St.-Michaels-Gymnasium Metten erreichte dabei durch die Erstellung eines prächtigen, altarähnlichen Triptychons zur Spinnensage der „Arachne“ aus diesen über vierzig Einsendungen den zweiten Platz. Die Schülerinnen Carolina Feistl, Elisabeth Reimer, Sophia Rohrbacher und Julia Stettmer schafften es dabei, die Verwandlung der Lyderin Arachne in eine Spinne durch die Göttin Athene mehr als eindrucksvoll darzustellen. Umrahmt mit den jeweiligen lateinischen Versen lässt sich aber auch bereits im zugeklappten Zustand – der Titel des Werkes, von Spinnenfäden überzogen – erahnen, mit welcher Akribie und welchem Enthusiasmus die vier Schülerinnen der Q12 zusammen mit ihrem Lateinlehrer Rudi Bartlick und unter Unterstützung ihrer Kunstlehrerin Katharina Biebl an diesem Triptychon gearbeitet haben.

Den ersten Preis gewann das Walter-Gropius-Gymnasium aus Selb in Oberfranken mit einem von der ganzen Schule inszenierten Ovidfest, das – in Auszügen live aufgeführt – auch das Publikum im Sophiensaal begeisterte.

Der Einfallsreichtum und das Engagement der Schüler und ihrer Lehrer erhielten reichen Beifall und ließen die Jury und das Publikum staunen. Da wurde deutlich, welche Kräfte ein Wettbewerb frei setzen kann – und wie sehr sich Schüler von einem klassischen Unterrichtsthema begeistern lassen können. Ovid lebt – auch nach 2000 Jahren!