Curry, Chai und gutes Karma – 16 Schüler des St.-Michaels-Gymnasiums auf Schüleraustausch in Indien

Die Koffer waren bis obenhin gepackt, die Jungen und Mädchen aber noch verschlafen, als sich die 16 Schüler und zwei Lehrer am 16. Oktober um zwei Uhr morgens in Metten trafen, um sich auf eine lange Reise zu machen. Die Vorfreude war spätestens im Flugzeug in Frankfurt zu spüren, von wo es direkt nach Bangalore, Indien ging. Nach beinahe neun Stunden Flug wurden die Schüler dort von ihrer indischen Gastfamilie in Empfang genommen, die bereits auf sie wartete. Dabei schauten alle in bekannte Gesichter, denn bei dem Austausch handelt es sich um den Gegenbesuch der deutschen Schüler. Die Inder besuchten das St.-Michaels-Gymnasium bereits im April und Mai diesen Jahres.

Dennoch wartete Indien mit Unbekanntem auf. Bereits der Weg von den Gastfamilien zum Christ Junior College, der Partnerschule des St.-Michaels-Gymnasiums, wurde für einige Schüler zum Abenteuer. Der Verkehr in Indien zeichnet sich durch massenhaft Tuk-Tuks (Autorikschas), unzählige Kleinwagen und vollkommen überfüllte Busse aus, die sich hupend ihren Weg durch die Stadt bahnen. Dabei ist es keine Seltenheit, dass der Verkehr einer heiligen Kuh weichen muss.
Kühe begegnen einem allerdings nicht nur auf der Straße, sondern auch beim Besuch hinduistischer Tempel. Diese prächtigen marmor- und goldverzierten Gebäude hinterließen ihre Spuren im Gedächtnis der Schüler: eine mannigfaltige Götterwelt, fremdklingende Gesänge und Gebetsformeln riefen bei vielen Staunen und Ehrfurcht hervor. Zudem wurde die Gruppe in einem buddhistischen Tempel, einem Hort der Stille, von einem bescheidenen Mönch in die Geheimnisse der Meditation eingeführt. Durch die Tempelbesichtigungen erhielten die Schüler Einblicke in die gelebten Religionen Indiens und erfuhren die Allgegenwärtigkeit der Religiosität.
Ein weiterer Höhepunkt des kulturellen Austausches war der Besuch des Maharadscha-Palasts von Mysore, der sich durch seine klassisch indische Architektur auszeichnet. Zur Begeisterung der Schüler konnten sie dort auch ihren ersten Elefantenritt um den Palast erleben.
Die indischen Gastgeber zeigten uns aber nicht nur die touristischen Höhepunkte ihres Landes. Sie ließen uns auch Einblicke in das Landleben der einfachen Leute gewinnen. Wir besichtigten ein Dorf, für das sich das Christ Junior College mit dem nobelpreisgekrönten „Microfinance“ Programm humanitär engagiert.
Selbst die indischen Schüler des Christ Junior Colleges würden ohne dieses Programm schnell das schlichte Leben auf dem Land vergessen. Ihr Campus ist von einer sauberen, fortschrittlichen und umweltbewussten schulischen Umgebung innerhalb der 8-Millionen-Metropole geprägt. Obwohl eine durchschnittliche Klassenstärke 80 Schüler umfasst, erweckte der Unterricht den Eindruck, dass das Christ Junior College neben einem hohen Bildungsniveau auch auf die Kreativität, Eigenständigkeit und Disziplin seiner Schüler besonderen Wert legt.

Der Austausch setzte sich allerdings nicht nur aus gemeinsamen Ausflügen zusammen. Nach den schulischen Unternehmungen warteten auf jeden einzelnen deutschen Schüler indische Köstlichkeiten der Gastfamilien. Die Abende waren geprägt von langen Gesprächen, Festlichkeiten und Einblicken in das indische Familienleben. Darüber hinaus durften wir das hinduistische Neujahrsfest, das drei Tage dauert, mitfeiern.
„Jeden Abend vor dem Zubettgehen muss ich mir den Bauch vor Lachen halten“, sagte Isabella Jahn, die ihre Austauschpartnerin und Gastfamilie so liebgewonnen hatte, dass sie am liebsten in Indien geblieben wäre.

Nach 14 intensiven und lehrreichen Tagen verabschiedeten sich am Flughafen in Bangalore Menschen, die zu Freunden geworden sind. Man hörte oftmals das Versprechen, sich bald wieder zu sehen. Trotz der anfänglichen Abwägungen, nicht doch lieber ein herkömmliches Austauschland zu wählen, hat sich der Austausch nach Indien mit all seinem Facettenreichtum als lohnende Entscheidung und prägendes Erlebnis herausgestellt, das die Schüler niemals vergessen werden. „Ich hatte eine wundervolle Zeit in Indien voll von neuen Eindrücken und Erfahrungen. Es war toll bei diesem Austausch dabei gewesen zu sein,“ meinte Gisela Lemberger.

Susanne Franz, Jürgen Dietz